How To Hörspaziergang

How To Hörspaziergang

Ein Leitfaden zur Produktion von Audiowalks

How To Hörspaziergang - Ein Leitfaden

AUDIOWALK und HÖRSPAZIERGANG sind Begriffe, die bis jetzt keine feste Definition und kein eindeutiges Zuhause gefunden haben. Worauf sich wohl die meisten einigen können: Bei einem Audiowalk hörst du beim Gehen z.B. über Kopfhörer ein Hörstück, das sich auf den Ort bezieht, an dem du bist. Audiowalks können Elemente von Performance, Tanz und Theater enthalten, sie können reine Klangkunst-Projekte sein, sie können als Hörspiele im öffentlichen Raum oder als Streetgames funktionieren, sie können Vermittlungs-, Beteiligungs- und soziokulturell inspirierte Projekte sein. Allen Formen ist gemein, dass durch die Überlagerung von realem und medialem Raum sowie durch die Gleichzeitigkeit von imaginiertem und physischem Erlebnis, eine ganz besondere ortsbezogene ästhetische Erfahrung entsteht.

Ein gelungener Hörspaziergang ist ein gemeinsamer Tanz von Ort, Inhalt, Gestaltung und Technik. Was helfen kann, dass die vier Elemente einen Rhythmus finden, ohne einander beim Tanzen auf die Füße zu treten, haben wir mit How to Hörspaziergang zusammengetragen.

Du findest hier eine Sammlung von Hintergrundinformationen, Good-Practice-Beispielen, praktischen Tipps und theoretischen Überlegungen, die aus unserer eigenen künstlerischen Praxis heraus entstanden ist. Ein „Work in Progress“, so wie die Kunstform Audiowalk selbst.

Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir in der Regel das generische Femininum und hoffen, dass mit dieser grammatikalischen Form alle Geschlechter inkludiert sind.

A B C D F G H I K L M N Ö P R S T V W Z
Es gibt 2 Namen in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben P beginnen.
P

PROTAGONISTIN
Im klassischen Drama ist die Protagonistin die Hauptfigur beziehungsweise die „Heldin“ einer Geschichte. Audiowalks sind jedoch keine Dramen; nicht in jedem Walk gibt es eine Protagonistin, und auch eine Erzählstimme ist nicht zwingend notwendig. Ein Audiowalk kann auch aus Interview- und Soundsstücken bestehen, die ganz ohne zentrale Figur funktionieren.

Eine oder mehrere Protagonistinnen helfen nicht nur bei der Orientierung, sie sind die Begleiterinnen auf dem Spaziergang. Sie haben vielleicht auch eine Motivation, die sie antreibt, sich von A nach B zu bewegen.

Welchen Charakter ordnest du deiner Protagonistin zu? Wo kommt sie her, was sind ihre Beweggründe, genau an diesem Ort unterwegs zu sein? Ist die Figur mit dem Ort verbunden, hat sie Angst, muss sie ein Rätsel lösen? Rennt sie vor jemandem weg, sucht sie etwas, möchte sie etwas mitteilen?

Es ist wichtig, die Fragen vorher zu klären, um eine → Dramaturgie zu entwickeln und herauszufinden, was der rote Faden ist. Aus dem Zusammenspiel von der Motivation des Charakters und dem Ort können sich mögliche Szenen ergeben. Und zugleich schaffst du eine Verbindung zu den Hörerinnen, die dieser Route folgen und in die Stimmung/en eintauchen, ja vielleicht sogar eine Beziehung zu der Figur aufbauen. Die Protagonistin kann dabei helfen, vermeintlich Bekanntes aus einer anderen Perspektive zu sehen. Der wahrgenommene Raum ändert sich, wenn ich ihn aus der Sicht einer anderen Person erlebe. Mit Hilfe der Figuren kannst du dir erlauben, ganz banale Dinge umzudeuten und den Raum als Kulisse für neue Ideen zu nutzen.

Im Audiowalk Rostiger Stahl - Flucht vor der fremden Erde vom Kunstverein Siegen und dem Bruchwerk Theater begleitet das Publikum einen außerirdischen Forschungsroboter bei seiner Expedition. Die Antennen auf dem Dach eines Bunkers werden aus dieser Perspektive zu einem Mega-Roboter und Skulpturen zu metallisierten Menschen.
Eingereicht durch: CB

PUBLIKUM / ZIELGRUPPE
Ein Audiowalk besteht aus drei Bestandteilen: Ort, Audio und Publikum. Der Inhalt des Walks entfaltet sich dann, wenn die Hörenden den akustisch bespielten Raum durchlaufen. Erst dann wird der Audiowalk realisiert. Das Medium kann ein breites Publikum ansprechen, denn es gibt wenige Barrieren. Audiowalks finden überwiegend im öffentlichen Raum statt und die Audiofiles sind in der Regel jederzeit abrufbar.

Bei der Konzeption deines Projektes solltest du die Zielgruppe deines Walks vor Augen halten: ist es ein eher breit gefächertes Publikum von Jung bis Alt, ein Walk für Akademikerinnen, die ein Thema vertiefen wollen, oder ein Hörspaziergang für Schülerinnen als vermittelndes Format? Davon hängt zum Beispiel die Form der Sprache ab oder wie sehr du Inhalte erklärst oder voraussetzt.

Auch die Interaktion des Publikums mit dem Ort oder anderen Hörenden spielt eine Rolle bei der Konzeption. Überlege dir, ob dein Walk für einzelne Hörerinnen gedacht ist oder für eine Gruppe, die vielleicht gemeinsam Rätsel löst, oder eine Performance im öffentlichen Raum macht.

Auch bei der Wegführung ist es wichtig, an dein Zielpublikum zu denken. Wie gut und wie schnell sind die Personen zu Fuß unterwegs? Können Menschen mit Kinderwagen, Rollator oder im Rollstuhl ebenfalls mitspazieren? Sind die Wege barrierefrei? Barrierearm? Oder sind Trittsicherheit und Kondition wichtige Voraussetzungen für eine Teilnahme?

Die technische Anwendung hängt ebenfalls von deinem Publikum ab: werden die Audios über das eigene Smartphone abgespielt und wenn ja, gibt es für Hörerinnen ohne Smartphone ausleihbare Geräte? Auch die Form der Öffentlichkeitsarbeit, von Plakaten über Anzeigen in Lokalzeitungen bis zu Social Media, hängt von deiner Zielgruppe ab.
Eingereicht durch: CB

Die Initiative für dieses Projekt kam vom Kulturkosmos Leipzig e.V. Die inhaltliche Umsetzung lag bei den Soundmarkern, dem Labor für ortsbezogene Audioarbeiten. Technische und inhaltliche Beratung bekamen wir von Guidemate, der Plattform für Audiowalks.

Projektträger

Autor*innen

Beratung


Enstanden mit Unterstützung durch