Horchposten 1941 – Я слышу войну

Horchposten 1941 – Я слышу войну

Horchposten im Willy-Brand-Haus (Foto: Holger Biermann)Interaktive russisch-deutsche Klanginstallation

„Das Ziel ist es, den russischen und deutschen Besuchern nicht nur die Erfahrung der Kriegsgeneration des jeweils eigenen Landes zu präsentieren, sondern auch einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, in dem sie auch den Blickwinkel des ehemaligen Feindes einnehmen können.“ So beschreiben die beiden Autoren Jochen Langner und

„Das Ziel ist es, den russischen und deutschen Besuchern nicht nur die Erfahrung der Kriegsgeneration des jeweils eigenen Landes zu präsentieren, sondern auch einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, in dem sie auch den Blickwinkel des ehemaligen Feindes einnehmen können.“ So beschreiben die beiden Autoren Jochen Langner und Andreas von Westphalen die Intention ihres Stückes. Es geht also darum, sich hinein zu versetzen, und dies übertragen wie im Wortsinne.
Die Installation wird geprägt durch fünf Stuhlreihen im ansonsten leeren Raum. Diese symbolisieren das sowjetische und das deutsche Hinterland, die Frontlinie von beiden Seiten und das belagerte Leningrad. Jeder dieser Stuhlreihen ist ein Audiotrack zugeordnet, eine Sammlung von Zitaten, die das Denken, Leben, Kämpfen und das Kämpfen um das Überleben in diesem Gebiet in den Jahren 1941/42 prägten. Da kommen Soldaten zu Wort und Kinder, Dichterinnen und Politiker.

Manchmal hält es mich nicht auf einem der Stühle und ich gehe – von den Erzählungen in Bann genommen – umher. Sobald ich eine geografisch-politische Region verlasse und mich zu weit von den an den Stühlen installierten Sensoren entferne, wechselt die abgespielte Tonspur. Kehre ich in die Region zurück, setzt das Audio an der Stelle fort, an der ich zuvor ausgestiegen bin. Stehe ich zufällig an der Grenze zwischen zwei Signalquellen, wird der ständige Wechsel zwischen zwei Audiotracks nervig und anstrengend.
Horchposten 1941 – Я слышу войну ermöglicht, was im Krieg nicht denkbar war, einen Besuch bei den Menschen, im Kampfgebiet und jenseits der Demarkationslinien. Und es fordert sich niederzulassen, eben sich hineinzuversetzen.

Manchmal frage ich mich, was ich da gerade gehört habe, möchte gern zurückspulen. Aber eine Navigation innerhalb eines Tracks ist leider nicht möglich. Auch ein mehrmaliger Besuch der begehbaren Audioinstallation ist nicht vorgesehen, da ich beim zweiten Start wieder alle Tracks von Beginn an hören müsste. Entsprechend finden die Zeitzeugnisse, die am Anfang der fünf Hörstücke stehen, eine größere Öffentlichkeit als jene, die an deren Ende montiert sind. Gern hätte ich als Hörender Informationen über die Länge der Audiospuren und über die Quellen der jeweiligen Zeitzeugnisse gehabt.

Die Vertonung der Materialien durch professionelle Sprecher*innen ist hochwertig produziert.

Horchposten 1941 – Я слышу войну wurde gefördert vom Auswärtigen Amt, der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft, der ZEIT-Stiftung und der Friedrich-Ebert -Stiftung. Gelder kamen auch vom Deutschlandfunk, Radio Echo Moskau und dem Westdeutschen Rundfunk, die eine Hörspielfassung im Mai 2017 sendeten.

Ausstellungs- und Sendetermine: www.horchposten1941.com

Hörbeispiel Horchposten 1941