Audioguide in den 1930er Jahren

Audioguide in den 1930er Jahren

Märkisches MuseumDie Berliner Morgenpost jubelte am 8. Januar 1931: „Premiere für Berlin, für Deutschland, ja für alle Welt… Das Märkische Museum beehrt sich darzubieten: Führung durch seine Räume auf Schallplatten“!

Schallplatten wurden im Märkischen Museum erstmals Ende 1930 eingesetzt. Sie dienten als Ausstellungsführer, ähnlich wie Audioguides heute. Das Stadtblatt, eine Beilage zum Berliner Tageblatt, schrieb dazu am 25. Dezember 1930: „Das Märkische Museum […] schenkt den Berliner zu Weihnachten eine ausgezeichnete Neuerung: die Schalplattenführung durch die Museumsräume. Damit beginnt eine grundlegende Umwälzung. Bald wird die vom Fachmann besprochene Platte aus Museen und Schlössern jene oft ironisierten, biederen Begleitmänner verdrängen, deren Randbemerkungen durch keinerlei Sachkenntnis getrübt waren.“

Ziel der neuen Technik war es also zu verhindern, dass unkundige Aufsichtskräfte dem Publikum falsche Auskünfte zur Ausstellung und den darin gezeigten Objekten gäben. Bedienen durfte das Aufsichtspersonal die Plattenspieler aber schon:  „Die Platten, die ohne Lautsprecher verständlich sind und auf Wunsch sehr langsam gestellt werden können, laufen 5 bis 6 Minuten und haben eine Lebensdauer von 100 Führungen, nach denen sie durch neue ersetzt werden“, so das Stadtblatt. Besprochen hatte sie alle Walter Stengel, von 1925 bis 1952 Direktor des Märkischen Museums, denn er galt als „kenntnisreicher Wegweiser im Labyrinth der internationalen Objekte“, dessen Stimme „seine Plattenführung besonders sympathisch macht“.(…)

Den Berlinerinnen und Berliner gefiel es: „Das Publikum hat sich mit der ansprechenden Neuerung sofort befreundet und folgt aufmerksam dem Führer aus Hartgummi [der Schallplatte, die Red.], der sich in einem Gehäuse dreht, das dem Gesamtbild des zu erläuternden Raumes würdig angepasst ist“, urteilte die illustrierte Berliner Zeitschrift Der Tag am 27. Dezember 1930.

Eine Aufnahme von Spengels Audioguides aus dem Jahr 1948 ist erhalten geblieben:


Fundort: https://www.stadtmuseum.de/aktuelles/der-audioguide-der-1930er-jahre abgerufen und bearbeitet: 13.07.2018